"... Sabine Herrschaft verwandelt in einem genialen Handstreich, so scheint es,
Schrotteile in lebensvolle Figuren. Das Arbeit dahinter steckt, Kraft, Schweiß,
Lärm und Dreck ist völlig vergessen. Drahtspiralen verwandeln sich in Brüste und Besen,
Geländerstangen in Beine, Zahnräder sind Augen, Ventilfedern perfekte Augenbrauen.
Charmanter und mit mehr Ausstrahlung als jedes Make up es vermöchte.
Altbekanntes und Alltägliches umzudeuten ist ein uraltes Spiel und ein Anfang der Kunst.
Bei Sabine Charlotte Herrschaft entpuppt sich Schrott als glitzernder Reichtum;
massive, wuchtige Eisenteile skizzieren grazile Bewegungen im Raum..."
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Ulrike Spranger
Kunsthistorikerin M.A., 1998
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"Im Abfall schimmert golden der Erodierdraht ... und hat noch
lange nicht ausgedient. Verbrauchte Lager drehen weiter, wenn sie nicht
mehr die volle Last tragen, defekte Stossdämpfer tragen einen grazilen
Giraffenkörper ohne Mühe.
Die Ästhetik von Bauteilen, präzise gearbeitet zum klaren Zweck, verspiele
ich wie eine Schauspielerin einen Raum bespielt, fülle neu, belebe Innenräume
mit der Fülle und dem verschwenderischen Umgang mit Material, das keinem Zweck
mehr dient."
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Sabine Herrschaft
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FUNKEN SPRÜHENDE SINN-SUCHE
Die Künstlerin Sabine Charlotte Herrschaft aus Merdingen arbeitet auch mit
dem Schweissgerät. Als ich nach Merdingen komme, erwartet mich eine Giraffe
auf dem kleinen Hof. Nein, keine echte: Aus Draht, ausgedienten Lagern und
anderen Materialien hat S. Ch. H. sie gebaut. Das Tier, erzählt die Künstlerin,
war auch schon zu Gast im Zoo von Münster: Dort hat die Skulptur die wirklichen
Giraffen so verunsichert, dass sie nur mit langen Überredungskünsten wieder
in ihr Gehege komplimentiert werden konnten. Und das passierte
gleich zweimal: Sowohl, als die Stahlgiraffe ins Gehege einzog, als auch,
nach dem sie sie wieder verlassen hatte. ...
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Frank Berno Timm
30.09.2002 in der Badischen Zeitung, Freiburg
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... In der Tat arbeitet die Künstlerin gerne mit Abfallstücken aus dem
KFZ-Bereich und sie ist versiert im Umgang mit Schweißarbeiten. In ihren Werken
spielt die ursprüngliche Funktion der Materialien aber keine Rolle mehr.
Die Teile werden in einen gänzlich neuen Zusammenhang überführt und sind ein
Plädoyer für die Ästhetik dieses vermeintlichen "Schrotts".
Ob geschweißter Stahl oder sorgsam vernähter Draht, Sabine Charlotte Herrschaft
liebt es, Irritationen mit ihren Materialien hervorzurufen. Erstaunlich schwer
sind die scheinbar so fragilen Kokons aus Drahtgeflecht, und auch die Weichheit
eines Flügels oder die Zartheit einer Pusteblume wird durch das große Gewicht
ad absurdum geführt. Und immer wieder Spinnen, Netze und Kokons, die sich weit
ausspannen, den Raum erobern, Volumen bilden. Besonders eindrucksvoll sind die
goldenen und silbernen Kokons aus feinen Drahtgeflechten, die mit einem dünnen
Nylonfaden vernäht wurden. Das Licht bringt sie zum Funkeln und macht sie
lebendig. Der große Kokon kann begangen werden, bei den kleineren entschlüpfen
Spinnen und winzige Figuren den Gespinsten - auf den ersten Blick wirkt das
durchaus humorvoll. Doch Sabine Charlotte Herrschaft hat sich mit diesen
Darstellungen eine eigene Symbolsprache geschaffen, das Ausschlüpfen steht
für einen Initiationsritus, für den mühevollen Übergang in einen neuen
Lebensabschnitt. Ob sie uns fröhlich oder nachdenklich stimmen -
Sabine Charlotte Herrschafts Arbeiten machen neugierig, sie öffnen den
Blick, erzählen Geschichten, erwecken alte Mythen zu neuem Leben.
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Dr. Antje Lechleiter
Freiburg 2002
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... Ein Kunstwerk aus der Entfernung gesehen, von einem Windhauch scheinbar
sacht bewegt, leicht, fast schwebend - bei näherem Zusehen gewichtig und
starr, so schwer, dass es niemand wegtragen könnte - ein Mantel ? ...
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OStR. E. Göggel
Breisach a.Rh. 2004
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Ein weiteres Highlight im Rahmen der Sonderausstellung ist "Spinnen und Kokons, 1996-2006".
... sind die eindrucksvollen Arbeiten
der in Merdingen lebenden und arbeitenden Künstlerin Sabine C. Herrschaft.
Ihre überdimensionale Objektkunst mit einer nur am Freiburger Augustinerplatz vorkommenden,
rot-schwarz gefärbten Wäschekorbspinne verwandelt seit Ende Juni die ansonsten eher
unscheinbare Museumsfassade an der Gerberau in einen völlig ungewohnten Blickfang.
Die Künstlerin lenkt somit bereits von weitem die Aufmerksamkeit der Passanten spontan
auf das neue Highlight in der Freiburger Museumslandschaft. Mit Einbruch der Dämmerung
wird diese sehr standorttreue Fassadenspinne durch ihr ausladendes Lichternetz nochmals
akzentuiert und – ähnlich wie ihre natürlich vorkommenden, nachtaktiven Verwandten –
so richtig interessant. Weitere Spinnenobjekte, Netze und golden schimmernden Kokons aus
filigranen Drahtgeflechten finden sich aber auch in den Ausstellungsräumen an mehreren
ausgewählten Orten. Hier lassen sie bei dezent gesetzter Beleuchtung uralte Mythen und einen
Hauch der geheimnisvollen Aura erahnen, von der die Spinnen auch heute noch umgeben sind.
In einem dieser Räume ist zudem ein übergroßer "begehbarer" Kokon aufgehängt, bei dem man
jedoch keinesfalls um Leib und Leben fürchten muss...
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Norbert Widemann, Adelhausermuseum Freiburg i. Br. 2006
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Sabine Herrschaft kam als Autodidaktin zur Kunst. Eine entsprechende künstlerische Ausbildung an der PH Freiburg kam erst später hinzu. Wer weiß, dass sie gelernte Schweißerin ist und unter anderem einige Jahre den Fuhrpark der Taxigenossenschaft Berlin-Kreuzberg gewartet hat, wundert sich nicht mehr über ihre Zündkerzenobjekte. Aber staunen wird man doch darüber, zu welchen Formen sie diese Verschleißteile aus dem Automobil anregen und wie sie diesen Ideen Form verleiht. »Meer« nennt sie eine aus mehr als 100 gebrauchten Zündkerzen zusammengesetzte Schneckenmuschel, »Triangel« ein leicht gewölbtes Dreieck. Es sind aber nicht nur statische Formen, die hier entstehen, sondern auch Dynamisches. Das fest Geschweißte kann auch sehr filigran wirken und scheint in Bewegung zu geraten. In »Bewegung 3« tastet sich etwas vorsichtig voran, in »Tanzend« werden die Zündkerzen leicht und beschwingt.
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Quelle: Website des Kunstraumes Detmold
Dr. Joachim Kleinmanns, Universität Karlsruhe
Sabine C. Herrschaft: Objekte und Bilder im Kunstraum Detmold, 23.08.–11.10.2015 |